Verkehrskonferenz Oberrhein

Viele Projekte für eine gute ÖPNV-Zukunft und ein nachhaltiges Mobilitätskonzept am Oberrhein

Die regionalen Partner berichteten am vergangenen Freitag, 22. Januar, dem Jahrestag der Unterzeichnung des deutsch-französischen Vertrages von Aachen, aus den Regionen am Oberrhein.

„Leider hat uns die Pandemie dazu gezwungen, unsere 2. Verkehrskonferenz am Oberrhein nicht „live“, sondern als Videokonferenz abzuhalten – aber trotzdem, die Ergebnisse sind überzeugend“, so Werner Schreiner Vorsitzender des Expertenausschusses Grenzüberschreitender Verkehr bei der Oberrheinkonferenz.

Die zweisprachige, von Volkhard Malik, Geschäftsführer des Verkehrsverbundes Rhein-Neckar (VRN) moderierte Konferenz, startete mit dem Auftakt durch den Vorsitzenden Werner Schreiner, der das mangelnde Engagement des Bundes für die praktische Umsetzung des grenzüberschreitenden Nahverkehrs bemängelt.

Andy Becht, Staatssekretär im rheinland-pfälzischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau, berichtete über die geplanten Ausbaumaßnahmen auf Schiene und Straße sowie insbesondere auch über die Kooperation zwischen Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und dem Saarland bei den INTERREG-Projekten. Dazu zählt die Entwicklung von Prototypen, der zwischen Frankreich und Rheinland-Pfalz grenzüberschreitend einsetzbaren Nahverkehrstriebwagen.

„Ich bin davon überzeugt, gute Verkehrsverbindungen und gute Mobilitätsangebote über Ländergrenzen hinweg sind grundlegend für ein noch engeres Zusammenwachsen der Regionen. Wem es zudem gelingt, die Stärken der einzelnen Verkehrsträger miteinander zu kombinieren, der hat einen wichtigen Wettbewerbs- und Standortvorteil erreicht“, so Becht.

Mit dem Projekt „Coradia Polyvalent“ sollen sieben Bahnstrecken entlang der 451 Kilometer langen deutsch-französischen Grenze für Reisende künftig umsteigfrei werden. Im Rahmen dieses Projekts soll bis 2024 ein gemeinsamer Bestand an Zügen mit hoher Beförderungskapazität (200 Sitzplätze) entstehen.

Die Züge müssen über die notwendigen Zulassungen verfügen und technisch in der Lage sein, in Deutschland und Frankreich zu verkehren. Dazu soll eine grenzüberschreitende Version des Zuges „Coradia Polyvalent“ entwickelt werden, der bereits in Frankreich fährt. Das Projekt läuft unter Federführung der Region Grand Est. Die EU stellt dafür drei Millionen Euro bereit.

Das gemeinsame Engagement am Oberrhein für die Verkehrsverbindung zwischen Colmar und Freiburg betonte auch der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann, der bis 2028 mit einer Umsetzung des Projektes rechnet. Derzeit wird mit der Unterstützung verschiedener Partner die Umsetzung geplant. Für eine Übergangszeit soll ein Busverkehr ein erstes ÖPNV-Angebot auf den Weg bringen, auch dazu wird es eine INTERREG-Förderung geben.

Das Engagement des französischen Staates für die langen vernachlässigten Nebenlinien der Bahn machte Direktor Guy Treffot, von der „Direction régionale de l'environnement, de l'aménagement et du logement (DREAL)“ aus Strasbourg in Vertretung des Pariser Verkehrsministeriums deutlich. Es wurde klar, dass Paris die Region Grand Est bei der Sanierung der grenzüberschreitenden Bahnlinien unterstützt und welche regionalen Linien direkt von der Region übernommen werden. Für die Region informierte die Regionalrätin Evelyne Isinger, als Beauftragte des Regionalpräsidenten, über die verschiedenen grenzüberschreitenden Projekte, die in der großen Region zwischen Belgien und dem Oberrheinraum anfallen. Die Region Grand Est hat die Aufgabe des ÖPNV übernommen, arbeitet eng mit den Nachbarländern zusammen und engagiert sich natürlich auch für die kurzfristig und auch längerfristig umzusetzenden Projekte, wie z.B. die Reaktivierung der grenzüberschreitenden Strecke zwischen Saarbrücken – Haguenau und Rastatt. Diese Überlegungen im Rahmen des Mobilitätsplanes des Euro-Distriktes Pamina sind inzwischen, so der Präsident von Pamina Remi Bertrand, soweit vorangekommen, dass in der kommenden Woche die auch von INTERREG unterstützte Machbarkeitsstudie auf den Weg gebracht werden kann.

Nicht nur aufgrund dieser Machbarkeitsstudie engagiert sich auch die Technologieregion Karlsruhe für den grenzüberschreitenden Verkehr, so der Karlsruher Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup. Man möchte, dass in Kooperation mit dem Land Rheinland-Pfalz möglichst bald direkte Züge aus dem Nordelsass bis nach Karlsruhe fahren können. Auch den regionalen Güterverkehr möchte man zur Entlastung der Verkehrswege wieder verstärkt auf die Schiene bringen, wozu die Karlsruher Albtalverkehrs Gesellschaft (AVG) Überlegungen anstellt.

Michel Quidort, Präsident der europäischen Fahrgastverbände und aus Paris zugeschaltet, machte deutlich, dass für erfolgreiche grenzüberschreitende Verkehrsangebote durchgängige und finanziell attraktive Tarife unerlässlich seien. Gleiches gelte für eine durchgängige Fahrgastinformation.

Neben den beiden Rheinbrückenprojekten in Wintersdorf und Breisach wurde natürlich auch über die bis 2024 geplante Entwicklung der sieben grenzüberschreitenden Bahnlinien von Trier/Metz und Wissembourg bis Müllheim berichtet. Ebenso vorgestellt wurde die Entwicklung des Verkehrs im Ballungsraum Basel mit dem
S-Bahnprojekt „Triregio“ 2.

Informiert wurde auch über das in Arbeit befindliche strategische Leitbild für die Verkehrsentwicklung im Oberrheinraum, über das das Präsidium der Oberrheinkonferenz am 23. April 2021 befinden wird.

Angesichts der aktuellen Einschränkungen aufgrund der Pandemie zeigen diese Projekte, wie mit Hilfe von EU-Mitteln das Zusammenleben in einer Grenzregion und insbesondere die nachhaltige Mobilität weiter verbessert werden kann.

„Die aktuellen Projekte im regionalen grenzüberschreitenden ÖPNV und SPNV werden eine besondere Bedeutung in Europa haben, denn diese bringen die Menschen aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz konkret zusammen und machen nicht an den nationalen Grenzen halt“, so Michael Schué, aktueller Vorsitzender der Arbeitsgruppe Verkehrspolitik der D-F-CH Oberrheinkonferenz und Referent im rheinland-pfälzischen Verkehrsministerium.

Mehr als 60 Teilnehmer* innen hatten sich bei der Veranstaltung, die auch den Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit zur Teilnahme bot, angemeldet. Die Berichte aus Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, der Region Grand Est und der Schweiz fanden insgesamt große Zustimmung. „Zahlen, Daten, Fakten“, das hat mich überzeugt – informierte ein Bürger per Mail.

Die Konferenz der D-F-CH Oberrheinkonferenz fand am Jahrestag der Unterzeichnung des Vertrages von Aachen statt.

Die Oberrheinkonferenz wird die gezeigten Präsentationen zeitnah auf ihrer Webseite www.oberrheinkonferenz.org zur Verfügung stellen.