Titelgeschichte Ran ans Konfetti! Sie stellt Fragen, will bewegen und inspirieren. 2012 trat die Mannheimerin Gina Schöler als selbst ernannte Glücksministerin an, Deutschland zufriedener zu ma- chen – auf kreative und bunte Art, mit viel Spaß und einem kleinen Augenzwinkern. W enn Gina Schöler lacht, leuchten ihre Augen, ein winziges Grübchen bildet sich auf ihrer Wange. Glücksminis- terin – das passt gut zu der Kommu- nikationsdesignerin, die vor neun Jahren ihr Glück in die Hand nahm, Zweifel wie „Darf ich das?“ über Bord warf und sich kurzerhand ihren Beruf erfand. Seither leitet sie das Ministerium für Glück und Wohlbefi nden in Mannheim, eine in- teraktive, unabhängige Initiative. „Was als Experiment im Studium be- gann, ist irgendwie eskaliert“, sagt die 34-Jährige und lacht. Bei ihrer Recher- che zur Aufgabe, eine multimediale Wertekampagne zu entwickeln, stieß sie auf Bhutan und sein Bruttosozial- Glück, und dieser Ansatz, so anders als die Höher-schneller-weiter-Mentalität, beeindruckte sie nachhaltig. „Ich habe nicht nur unfassbar viele Möglichkei- ten, sondern vor allem einen tiefen Sinn darin gese- hen“, sagt sie. So reift in ihr die Idee für das Minis- terium, das sie schließlich zu ihrer Masterarbeit macht. Es sind die kleinen Dinge, die zählen Doch was ist das überhaupt: Glück? Eine verbindliche Defi nition? Fehlanzeige! Denn Glück sei nicht nur, aber auch subjektiv, betont Schöler. Sie hat viel gelesen und ausprobiert, Experten befragt, Kooperationen aufge- baut – und nebenbei so einiges über sich selbst erfah- ren. „Ich weiß nun“, sagt sie, „wie viel ich selbst in der Hand habe. Klar braucht man ein Dach über dem Kopf und was zu essen, sollte gesund sein. Aber manchmal muss man sich eben einfach auch mal selbst Konfetti ins Leben streuen.“ Ihr Fokus liegt daher nicht auf dem großen Glück, das wir „mit Erwartungen aufblasen, bis es platzt“. Sie wirbt vielmehr um Aufmerksamkeit für die kleinen Dinge – ein Lächeln, ein nettes Wort, das Lieblingslied. Und sie ermutigt dazu, Verantwortung fürs eigene Glück und das der anderen zu überneh- men. „Jeder kann zum Glücksbotschafter werden und andere anstecken“, betont sie. „Ich fi nde es toll, wie viel dort entsteht, wo Leute sich austauschen.“ Manchmal erfährt sie von Freundschaften, die so „Manchmal muss man sich eben einfach auch mal selbst Konfetti ins Leben streuen.“ entstanden sind, oder davon, wie andere ihre Ideen weiterdenken und mit Leben füllen. „Zu wissen, dass ich manchmal der Stein bin, der diesen Dominoeffekt positiver Gefühle auslöst, lässt mich abends lächelnd einschlafen“, sagt sie und strahlt. So vieles ist möglich Und was genau macht eine Glückministerin nun ei- gentlich? Das sei gar nicht so einfach zu beantworten, meint diese und ergänzt: „Auf keinen Fall sich langweilen.“ Denn an Aufga- ben mangelt es der quirligen Ministerin nicht. Schließlich ist sie inzwischen ge- fragte Trainerin und Referentin, sie schreibt Bücher, bringt Menschen zu- sammen, produziert Videos und Pod- casts. Unterstützt wird sie dabei von einem kleinen Team und vielen Part- nern. Und zwischendurch bastelt sie Erste-Hilfe-Glückssets, wirbt mit Bau- klötzen fürs Staunen – und bleibt dabei immer sie selbst. „Ich bin ja kein Guru, der sagt, was richtig ist“, erklärt sie. „Ich stelle meinem Gegenüber lieber Fra- gen: Was zählt wirklich? Wie willst du leben? Das hilft, sich aus Routinen zu lösen und etwas in Gang zu setzen. Einfach ist das Loslassen nicht. Aber es lohnt sich.“ Wie wichtig das ist, zeigt sich gerade in der Coronapandemie. Die hat auch im Ministerium eini- ges auf den Kopf gestellt. Und doch haben sich trotz allem Türen geöffnet, wo Schöler es nie für möglich gehalten hätte. Und privat? Da verbringt sie so viel Zeit wie möglich mit ihrem Mann und ihrem Sohn, spaziert durch den Waldpark, kehrt in ihrem Lieblingscafé „Luni“ ein oder plaudert spontan mit der Nachbarin. All das hilft ihr, sich verbunden zu fühlen – mit sich, ihren Mitmenschen, der Natur. Und so versucht sie, noch verschwenderischer mit Freundlichkeit umzu- gehen und auch weiterhin für kleine Glücksmomen- te zu sorgen mit ihren Fragen und Aktionen. „Ich habe das große Glück, auf kreative Art Gutes bewir- ken zu dürfen“, sagt Gina Schöler und hat zum Schluss doch noch einen Tipp parat: „Bleibt neugie- rig, seid mutig und ein bisschen verrückt – und habt immer eine Portion Konfetti dabei, um spontan das Leben zu feiern!“ Ministeriale Angebote Humor hil heilen: Von Kindern gemalte Post- karten werden zugunsten der Initiative HUMOR HILFT HEILEN für 1 Euro pro Karte verkau . Gemeinsam für gute Laune sorgen: Ein Aushang, der ein Lä- cheln ent locken soll. Ein- fach herunter laden, aus- drucken und au ängen. Jeder Schritt zählt: Sich selbst und der Umwelt etwas Gutes tun, das ist bei jedem Spaziergang möglich. Einfach etwas Müll sammeln und richtig entsorgen. Die passende Tasche dazu gibt’s beim Ministerium. Podcast „Das kleine Glück“ Buch Diese und noch viele andere Anregungen fi nden Sie unter: www.ministerium fuerglueck.de hin und weg 9